Sprossender Bärlapp

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Sprossender Bärlapp

Schlangen-Bärlapp (Lycopodium annotinum)

Systematik
Unterabteilung: Lycopodiophytina
Klasse: Bärlapppflanzen (Lycopodiopsida)
Ordnung: Bärlappartige (Lycopodiales)
Familie: Bärlappgewächse (Lycopodiaceae)
Gattung: Bärlappe (Lycopodium)
Art: Sprossender Bärlapp
Wissenschaftlicher Name
Lycopodium annotinum
L.

Der Sprossende Bärlapp (Spinulum annotinum (L.) A.Haines, Syn.: Lycopodium annotinum L.), auch Wald-Bärlapp oder Schlangen-Bärlapp genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Spinulum innerhalb der Familie der Bärlappgewächse (Lycopodiaceae).[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprossender Bärlapp (Lycopodium annotinum)
Spross mit herablaufenden Laubblättern
Detail einer gezähnten Blattspitze
Sporophyllstand (Ausschnitt)
Sporophyll mit einem Sporangium

Der Sprossende Bärlapp wächst als immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und bildet eine oberirdisch kriechende Sprossachse aus, die bis drei Meter lang werden kann.[2] Aus dieser wachsen etwa 10 bis 30 Zentimeter lange aufsteigende Seitensprossachsen empor, die einen dicht beblätterten, unmittelbar aufsitzenden Sporophyllstand tragen können. Die Blätter der aufsteigenden Triebe ähneln den Nadelblättern von Nadelbäumen. Sie stehen waagerecht ab, erscheinen relativ starr, scharf zugespitzt und sind jung ganzrandig und später fein gesägt.[3] Sie sind 5 bis 8 (bis 11) Millimeter lang und 1 bis 1,5 Millimeter breit. Die einzelnen Sporophyllstände sitzen unmittelbar am Laubsproß, sie sind 2 bis 4 Zentimeter lang und 3 bis 4 Millimeter breit.[3] Die Sporophylle sind am Grund herzförmig, kurz eiförmig bis länglich-eiförmig, lang zugespitzt, 3 Millimeter lang und 3 Millimeter breit und weiß häutig berandet. Sie sind zuerst hellgelb und später hellbraun. Die Sporangien sind nierenförmig.[3]

Der Sprossende Bärlapp bildet sichtbare Sporophyllstände zwischen August und September aus.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 68.[4]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Prothallien sind langlebig; sie bilden erst nach 12 bis 15 Jahren Gametangien.[3] Die Sporen keimen, nachdem sie 6 bis 7 Jahre im Boden gelegen haben.[3]

Die Sporophyllstände fallen nach der Sporenreife ab. Danach werden im neuen Jahr neue Frühlingsblätter gebildet und es entstehen deutlich Jahrestriebe. Daher auch das Epithet "annotinum", was alljährlich bedeutet.[3]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sprossende Bärlapp kommt auf der gesamten Nord- und Südhemisphäre circumpolar vor. Er besiedelt die temperaten und borealen Zonen der Nordhalbkugel in Europa, Asien und in Nordamerika. Speziell in Europa erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet von Norwegen bis zu den Alpen, zum Apennin, zu den Karpaten und bis Kroatien, selten kommt er auch in den Pyrenäen vor sowie in Westfrankreich; im südlichen Teil von England, im mittleren und nördlichen Teil Russlands tritt er zerstreut auf. Er hat Vorkommen in fast allen Ländern Europas und fehlt nur in Portugal, Spanien, Irland, Moldau, Serbien, Bulgarien, Nordmazedonien, Griechenland und im europäischen Teil der Türkei.[5]

In Österreich ist er mäßig häufig, in den deutschen Bundesländern ist er selten bis sehr selten. In den meisten Bundesländern ist er wegen seiner Seltenheit auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft. Er ist durch die BArtSchV und durch die FFH-Richtlinie Anhang V der Europäischen Union besonders geschützte Art der Gefäßsporenpflanzen.[2]

In den Alpen steigt er meist bis zu einer Höhenlage von 1800 Metern auf, doch gelegentlich (bei Flitsch in der Schweiz) auch bis 2830 Meter.[3] In den Allgäuer Alpen steigt er im Tiroler Teil an der Rohnenspitze bei Zöblen bis zu 1970 Meter auf.[6]

Er kommt in feuchten, bodensauren, schattigen Wäldern, insbesondere in Nadel-, Moor- und Buchenwäldern, zudem selten in Zwergstrauchheiden, vor. Er ist pflanzensoziologisch eine Charakterart der Ordnung Piceetalia.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w (sehr feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[7]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen Lycopodium annotinum durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 1103. Die Art wurde 2003 von Arthur Haines als Spinulum annotinum (L.) A.Haines in Families Huperziaceae and Lycopodiaceae of New England: a Taxonomical and Ecological Reference S. 86 in die von ihm selbst neu beschriebene Gattung Spinulum gestellt. Weitere Synonyme sind: Lycopodium dubium Zoëga und Lycopodium pungens (Desv.) Bach.Pyl. ex Iljin.[5]

Je nach Autor gibt es etwa zwei Unterarten:[5]

  • Spinulum annotinum (L.) A.Haines subsp. annotinum
  • Spinulum annotinum subsp. alpestre (Hartm.) Uotila (Syn.: Lycopodium annotinum subsp. alpestre (Hartm.) Á.Löve & D.Löve): Sie kommt in Europa in Island, Norwegen, Schweden, Finnland, Russland und auf Färöer vor. Außerhalb Europas gibt es sie auch in Asien und Nordamerika.[1]

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sprossende Bärlapp enthält giftige Alkaloide (Lykopodin, Chinolin, Klavatin, Klavatoxin und Annotinin.[3]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher fand die Pflanze Verwendung als Zauber- oder Hexenpflanze, als Aphrodisiakum und galt generell als Heilpflanze und damit von ethnobotanischer Bedeutung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 19.2 vom März 2024.
  2. a b Michael Koltzenburg: Lycopodium. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 125.
  3. a b c d e f g h Josef Dostál: Lycopodium. In: Karl Ulrich Kramer (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I; Teil 1: Pteridophyta. Paul Parey, Berlin / Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2, S. 23–25.
  4. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 66.
  5. a b c Maarten Christenhusz, E. von Raab-Straube, 2013+: Lycopodiophytina. Datenblatt Lycopodium annotinum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 94.
  7. Lycopodium annotinum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. Februar 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sprossender Bärlapp (Lycopodium annotinum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien